Weihnachtskrippe
Figürliche Darstellungen der Krippe im Stall zu Bethlehem mit Maria, Josef und Jesuskind, mit Ochs und Esel, Hirten und zu den Hl. Drei Königen umgedeuteten Magiern aus dem Morgenland verbreiteten sich schon im Spätmittelalter in Italien. Erste Hinweise finden sich 1478 in Neapel. Rund acht Jahrzehnte später, 1562, ist in Prag die erste Krippe nördlich der Alpen belegt. Während in evangelischen Gebieten die Darstellung von Heiligen als anstössig galt, versuchten gegenreformatorische Orden wie die Jesuiten, mit der Nachstellung von Bibelszenen in den Kirchen die Frömmigkeit zu fördern. So wurde die Weihnachtskrippe zu einem typisch katholischen Brauch. Im 18. Jahrhundert durch Reformbestrebungen wie den Josephinismus aus den Kirchen verbannt, hielt die Krippe Einzug in den Privathäusern. Schliesslich wurde sie im 19. und 20. Jahrhundert Teil des Volksbrauchtums.
Wann die Weihnachtskrippe in Liechtenstein Verbreitung fand, ist offen. Im Nachlass von Prof. Ferdinand Nigg (1865–1949) finden sich zwei kleine Krippenfiguren des Feldkircher Künstlers Erasmus Kern aus der Zeit um 1630; sie belegen jedoch nicht deren zeitgenössische Verwendung in den damaligen Herrschaften Vaduz und Schellenberg. Die ältesten in einer liechtensteinischen Kirche vorhandenen Krippenfiguren scheinen jene von Bendern aus dem Jahr 1883 zu sein. Schon 1878 berichtete das Liechtensteiner Volksblatt über ein «Christbaumfest» im Triesner Schulhaus, bei dem der Christbaum «im Strahlenglanze der zahlreichen Lichtlein» prangte, «unter ihm ein anmuthiges Jesuskindlein wie in der Krippe liegend». Das Jesuskind als Einzelfigur, oft eng gewickelt und aus Wachs, war als kleinste Form der Weihnachtskrippe spätestens im frühen 20. Jahrhundert auch in den Privathäusern bekannt. Auf die zunehmende Popularität des Brauchs verweisen in den 1930er Jahren angebotene Krippenbaukurse. Der am 2. Dezember 1983 gegründete «Verein der Krippenfreunde Liechtenstein» hat sich ganz der Förderung des Krippenschnitzens und des Krippenbauens und allgemein der Pflege des Krippenbrauchtums verschrieben. Er präsentiert die jeweils neu erschaffenen Kunstwerke jährlich im Dezember in einer Ausstellung und organisiert seit einigen Jahren Krippenwege.
Lesen Sie dazu den folgenden Artikel:
Zum Bild: In Bänder gewickeltes Jesuskind aus Wachs (Fatschenkind), frühes 20. Jahrhundert, Schaan (Privatbesitz).