Erste Frauen in der liechtensteinischen Politik
Text: Cornelius Goop
Obwohl Vaduz 1976 das Frauenstimm- und -wahlrecht auf Gemeindeebene eingeführt hatte, wurde dort bei den Gemeinderatswahlen 1979 noch keine der vier kandidierenden Frauen gewählt. Erst 1983 erhielt Liechtenstein seine ersten drei Gemeinderätinnen. In Vaduz wurde die Kauffrau Emma Brogle-Sele (*1934) für die VU gewählt. In Gamprin, wo das Frauenwahlrecht 1980 eingeführt worden war, gewannen Maria Marxer (*1931) für die FBP und Elsa Oehri-Hasler (1942 – 1986) für die VU jeweils ein Mandat. Emma Brogle-Sele und Maria Marxer waren 1987 auch die ersten Frauen im Amt der Vizebürgermeisterin bzw. Vizevorsteherin. Maria Marxer gelang es schliesslich, 1991 in Gamprin zur ersten Vorsteherin einer liechtensteinischen Gemeinde gewählt zu werden. Sie hatte ihr Amt bis 1995 inne.
Bei der ersten Landtagswahl nach Einführung des Frauenstimm- und -wahlrechts im Jahr 1986 wurde von zehn Kandidatinnen nur eine Frau ins liechtensteinische Parlament gewählt. Emma Eigenmann-Schädler (*1930), Leiterin des Familienbetriebs Schaedler Keramik AG in Nendeln, konnte ein Landtagsmandat für die FBP erringen. Sie war für zwei Legislaturperioden bis zum Februar 1993 als Abgeordnete im Landtag tätig. Erste Landtagsvizepräsidentin war von 2009 bis 2013 die Schellenberger Juristin Renate Wohlwend von der FBP (*1952).
In das Amt einer Regierungsrätin schaffte es erstmals Cornelia Gassner (1958–2016). Die promovierte Juristin war in einem Vaduzer Anwalts- und Treuhandbüro tätig, als sie 1993 für die FBP in die Regierung berufen wurde. Dort war sie bis 1997 für die Ressorts Bauwesen und Verkehr zuständig. Ihre Parteikollegin, die Treuhänderin Rita Kieber-Beck (*1958), amtierte von 2001 bis 2005 als erste Regierungschef-Stellvertreterin.
Aktuell sind in Liechtenstein 18,2 Prozent der Vorsteherinnen und Vorsteher weiblich (2 von 11), 36,5 Prozent der Gemeinderatsmitglieder (38 von 104), 28 Prozent der Landtagsabgeordneten (7 von 25) und 60 Prozent der Regierungsmitglieder (3 von 5). Eine Regierungschefin – wie auch eine Landtagspräsidentin – hatte Liechtenstein bislang noch nicht.
Dieser Beitrag erschien im Rahmen der Artikelserie «Frauen in Liechtenstein. Einblicke ins Historische Lexikon» in der Lie-Zeit vom 10. Februar 2024.
Vor 40 Jahren, im Sommer 1984, führte Liechtenstein als letztes europäisches Land das Frauenstimm- und -wahlrecht auf Landesebene ein. Diesem Anlass widmet sich eine Artikel-Serie zur Geschichte der Frauen in Liechtenstein, die sich auf die Inhalte des Historischen Lexikons des Fürstentums Liechtenstein online (eHLFL) stützt.
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Abbildungen: V.l.n.r. Emma Eigenmann-Schädler, Cornelia Gassner, Maria Marxer (Liechtensteinisches Landesarchiv, B/221/8/1, SgAV 5/282/2, SgAV 11/2433/1)