125 Jahre öffentliches Telefonnetz
Text: Fabian Frommelt
Die Telefonie war bis 1876 von Alexander Graham Bell in den USA zur Marktreife entwickelt und patentiert worden. Daraufhin verbreitete sie sich rasch auch in Europa. 1880 wurde in Zürich das erste Telefonnetz der Schweiz erstellt. Sieben Jahre später hielt die Telefonie in Liechtenstein Einzug: Zwischen den Textilfabriken in Triesen und im Ebenholz (Vaduz) entstand eine erste, private Leitung. Dabei blieb es vorerst.
Schliesslich erkannten Regierung und Landtag den Nutzen der Neuerung und erstellten 1898 das erste öffentliche Leitungsnetz. Da das Fernmeldewesen in Liechtenstein aufgrund des bestehenden Zollvertrags von Österreich besorgt wurde, bedurfte es dafür einer Bewilligung durch das k.k. Handelsministerium in Wien. Die Kosten für den Bau der Leitungen und für die benötigten Apparate beliefen sich auf 7 250 Gulden, was rund sechs Prozent des damaligen Staatshaushalts ausmachte. Die hohen Anschlusskosten und Gebühren hemmten den Ausbau des Netzes: Im Jahr 1900 bestanden erst vier private Anschlüsse, im Jahr 1908 waren es zwölf, 1918 achtzig.
In den folgenden Jahrzehnten erlangte die Telefonie immer mehr Bedeutung, für die privaten Haushalte sowie besonders für das Gewerbe, die Industrie und die sich entwickelnde Finanzbranche. Die das Ortsbild prägenden Telefonstangen und Drahtleitungen sind mittlerweile wieder aus den Dörfern verschwunden; Festnetzapparate sind der heute heranwachsenden Generation kaum noch ein Begriff. Mit Mobilfunk und Smartphone wandelte sich die in Liechtenstein 1999 liberalisierte und (teil-)privatisierte Telefonie grundlegend.
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Zum Bild: Die Vaduzer Herrengasse mit beidseitigen Telefonfreileitungen, um 1930 (Liechtensteinisches Landesarchiv, B 511/15/1, Foto/Verlag: H. Watzeck).